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Magdeburg sein
Die filmische Auseinandersetzung mit der Landeshauptstadt beschränkte sich bisher auf schnarchige Info-Filme, welche im MediaMarkt als besserer (?) Bildschirmschoner fungieren. Schauspieler Mathias Max Herrmann liefert mit „Magdeburg sein“ sein Regie-Debüt ab. Der Film dient als Bewerbungsfilm für das Projekt „Kulturhauptstadt 2025“. Den Satz „Dokumentarfilme sind keine Dokumentationen“ bekommt jeder beim Regiestudium eingetrichtert. Sie sind freier in ihren Möglichkeiten, dürfen bisweilen eine spielfilmhafte Dramaturgie haben und begleiten nicht zwangsläufig ein bestimmtes Ereignis. Dokumentarfilme erzählen Geschichten, Schicksale, Dramen. Sie portraitieren gerne und viel. „Magdeburg sein“ rückt eine Stadt in den Mittelpunkt, die seit Jahren in eine Opferrolle gedrängelt wird und hinter ihren Möglichkeiten zurückbleibt. So verwundert es nicht, dass wir im Laufe der 45 Minuten mehr als einmal hören, wieviel ungenutztes Potential in der Stadt steckt und wieviele Möglichkeiten Magdeburg doch eigentlich bietet und wie cool die Stadt eigentlich ist. Um diese Aussagen zu verstärken, weicht der Film oft von der gewohnten DOKFilm-Ästhetik ab, benutzt Kranfahrten, Luftaufnahmen und eine effekthaltige Nachbearbeitung, welche weit über die Farbkorrektur hinaus geht. Wenn die Totale der Magdeburger Skyline plötzlich blutrote, infernoartige Quellwolken zeigt, geht dem Film der zeitgeist-dokumentarische Charakter völlig ab. Die musikalische Untermalung von u.a. Gerald Rabe und hyparschall ist stimmig, verstärkt aber auch den artifiziellen Charakter des Films. Generell überwiegt in „Magdeburg sein“ eine ganz eigentümliche Melancholie. Auf die Frage einer Freundin, wie ich den Film bewerten würde, ging mir wie selbstverständlich folgender Satz über die Lippen: „Wenn David Fincher ein Stadtportrait drehen würde, es wäre ‚Magdeburg sein‘“. Interessante Menschen erzählen interessante Geschichten aus Magdeburg, einer Stadt mit Potential ...
Magdeburg sein, 14.-18.10. im Rahmen der Filmkunsttage Sachsen-Anhalt, www.magdeburgsein-derfilm.de