(c) RG
Мир для України!
Ich wollte gerade schreiben, dass „nun auch das Horrorgenre“ von Reboots und Fortsetzungen heimgesucht wird. Ist aber Quatsch. Das war schon immer so. Horror ist seit jeher so durchwachsen wie das billigste Schweinesteak; voller Remake-Knorpel und zähen Neuinterpretationen und schnell heruntergekurbelten Un-Ideen.
Was funktioniert? Wie sieht der perfekte Fan-Service aus? Welche ikonischen Momente braucht der neue Film, die nächste Serie, das lizensierte Game unbedingt? Gemäß dieser Prämisse, habe ich das diesjährige Halloween-Special auch mit dem Strich gebürstet:
„ Dir hat dieser Film gefallen? Dann schau Dir doch auch folgendes Produkt an!“
Castlevania: Nocturne und zwei weitere stylische Blutsaugereien
Hab neulich für ein Online-Mag ‘nen Listicle mit meinen liebsten Game-Boy-Games getextet. Dabei bin ich wieder in die Lore der „Castlevania“-Reihe abgetaucht, die mit ihrer Affinität zu Peitschen, Verbrennungen und Erbsünden im Prinzip auch „Katholivania“ heißen könnte. S eit Ende September läuft mit „Castlevania: Nocturne“ die zweite Animationsserien-Adaption der Videospielreihe auf Netflix. Die Story basiert diesmal auf den Games „Rondo of Blood“ und „Symphony of Night“. Und die klingen nicht nur, wie irische Kellerbiersorten, sondern spielen zu Zeiten der Französischen Revolution, 1792 AD. Reicht mir eigentlich schon.
Knoblauchfans die Castlevania liken, stolperten auch über:
Priest (2011): Paul Bettany ist ein namenloser Priester, Elite-Krieger in einer Welt, die nach Jahrhunderten des Krieges zwischen Menschen und Vampiren als Ödland zurückblieb. Horror-Action mit Western- und Endzeit-Ästhetik. Siehe Florapark zur Ferienzeit.
Captain Kronos – Vampirjäger (1974): Der vielleicht am meisten und zu Unrecht geschmähte Vampirfilm der Kultschmiede Hammer Films, war seiner Zeit schlichtweg zu sehr voraus. Vampire saugen hier kein Blut, sondern Jugend; Captain Kronos schaltet mit Anime-esken Schwertmoves mehrere Gegner auf einmal aus und ein kauziger Professor an Kronos’ Seite: In der Gegenwart wären das drei Staffeln auf Netflix und dazu ein Weihnachtsspecial. Tipp!
The Nun I I und zwei Grusel-Nonnen die Du lieber magst
Der aktuelle Beitrag zum Conjuring-Universum, „The Nun II“: Dämon Valak trägt noch immer unnötigerweise Nonnenkleidung, aber hey, kein Kink-Shaming! Ich kann jetzt versuchen, meiner Leserschaft den Film auszureden, aber spätestens, wenn ein entscheidungsfähiger Conjuring-Fan im Haushalt lebt, geht das Geplärre doch wieder los: „Bäh, ich will aber unbedingt wissen, warum Person X in Film Y mal komisch auf Gegenstand Z geschielt hat – ansonsten muss ich wieder fünf Ending-Explained-Artikel zu dem Thema wegklicken!“ Auch dieser liefert Jumpscares im 10-Minutentakt. Du erinnerst Dich: Jumpscares sind die Szenen, in denen erst die Musik ausgeht, Charaktere plötzlich so gucken, als ob sich explosionsartiger Durchfall ankündigt und als Belohnung dann ein Glas kaputtgeht, aber mit dem Effektsound-Pegel auf Anschlag.
Leute die das Ava Max beten, mochten auch folgende Nonnen-Witze:
Alucarda – Tochter der Finsternis (1977): Mexikanische Ind ie - Produktion, mit Motiven der Novelle „Carmilla“, satanischen Tendenzen, Nunsploitation-Anleihen, Exorzismus-Thema, Vampirfilm-Ästhetik und nicht wirklich subtilen Erotik-Einlagen. Alles diskutabel, aber mindestens so eigenwillig, dass sich glatte Produktionen wie The Nun II dagegen mal schön im Schrank verstecken können.
Eerie (2019): Die Philippinen sind filmisch ein spannendes Land und häufiger als nötig ein Geheimtipp, der im Mainstreamkino im Prinzip nicht stattfindet, durch Streaming aber schneller in die Watchlists rutscht. In „Eerie“ untersucht eine Vertrauenslehrerin das dunkle Geheimnis einer katholischen Mädchenschule; Geistermädchen und Gruselnonnen inklusive. Weird.
Der Exorzist – Bekenntnis und zwei weitere unnötige Possessiv-Cinematica
Ich habe „Der Exorzist – Bekenntnis“ gestern erst gesehen und dachte, dass der doch super ins Halloween-Thema passt. Zur Story: Zwei Mädchen, zweimal Eltern, viel Gespucke und Kindermund tut Schimpfwort kund – und zwar so garstig, dass man meint schon im Jerichower Land angekommen zu sein. Der Film nimmt sich Zeit für seine Figuren und liefert sogar Gänsehaut-Stimmung, während er im ersten Drittel hübsch fotografiert, eine Kindesentführung sehr spannend erzählt. Ironischerweise verliert der Film sein Gefühl für Bildsprache, sobald es im letzten Drittel tatsächlich um den Exorzismus geht. Kein schlechter Film, aber ich weiß noch nicht, wohin Blumhouse mit diesem Legacy-Sequel eigentlich will, außer in die finanzielle Unabhängigkeit.
Besessene, die sumerischen Winddämonen hörig sind, konnten sich auch für folgende Seelenfresser begeistern:
Der letzte Exorzismus (2010): Ein desillusionierter Priester will seinen geplant letzten Exorzismus dokumentieren (lassen) und zeigen, dass seine Arbeit vor allem aus Psychotherapie plus Budenzauber besteht. Geht schief. Macht Spaß. Guckt den.
Ninja 3 – Der Herrschaft der Ninja (1984): Eine Aerobic-Trainerin ist vom Geist eines ermordeten Ninjas beseelt. Wer nachts schonmal durch Stadtfeld gelaufen ist, kennt das Bild. Viel Spaß.
Hörspiel-Tipp: Der Werwolfstein
Erfreuliches aus der Welt der Hörspiele: Der Werwolfstein, Folge 107 der Grusel-Hörspielserie Geister-Schocker, führt den fast beliebten Okkult-Detektiv Christoph Schwarz nach Magdeburg. Zusammen mit dem Magdeburger Hauptkommissar Kirschner folgt das Team der Spur eines Werwolfs bis nach Eggenstedt (somewhere in the Börde).
Nüscht hatte der Osten, aber wenigstens Werwölfe. Cool. Deine Audiovisuellen Projekte bitte an : rob@dates-online.de
PS: Du bist Kreativkopf in Magdeburg oder Umgebung? Dann schau doch mal beim monatlichen Treffen des Netzwerkes NMC (New Magdeburg Cinema) vorbei. Austausch über Projekte und Netzwerken ohne Stress.
Schreibt einfach 'ne Mail an new-magdeburg-cinema@gmx.de
oder schau auf Insta vorbei: https://www.instagram.com/new_magdeburg_cinema