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Stromberg
Wir trafen Herbst, der am 9. Februar 48 wird, in Berlin zum Gespräch:
Herr Herbst, Herr Stromberg präsentiert sich in seinem Kinodebüt ungewohnt politisch.
„Stromberg“ war immer schon politisch. Natürlich nicht parteipolitisch, aber in seinen Auswirkungen gesellschaftspolitisch. Der Zuschauer erfährt – wenn auch überspitzt – eine Menge über menschliches Miteinander und darüber, wie Menschen in Hierarchien funktionieren. Im Kinofilm haben wir das nochmal eine Ecke weiter getrieben, das gefällt mir.
Waren Sie besorgt, ob der Kinofilm auch für Leute funktionieren würde, die die Serie nicht kennen?
Ich bin in meiner Hybris davon ausgegangen, dass jeder die Serie kennt. Ich fände es aber toll, wenn der Film auch als „Einzelstück“ funktioniert. Ich glaube aber, dass diejenigen, die die fünf Staffeln kennen, mehr Spaß haben werden. Dieser Film ist schon ein Dankeschön an den Fan. Ich glaube, die Episoden haben im Schnitt 1,5 Millionen Leute angeschaut. Wenn die alle ins Kino gehen, kommen wir aus dem Feiern nicht mehr raus. Der „Break Even Point“ wäre schon bei 1 Million erreicht, danach bekäme jeder der etwa 3.400 Aktionäre sogar seine Kohle mit Rendite zurück. Das erlebt man heutzutage nicht mal mehr bei einer Bank.
Glauben Sie, dass Sie immer von den richtigen Leuten gemocht werden?
Nö. Ich weiß aber auch nicht, ob „Er ist wieder da“ von Timur Vermes immer nur von den richtigen Leuten gelesen wird oder mein Hörbuch dazu nur von den richtigen gehört. Das kann man nicht wissen. Mir wird aber gespiegelt, dass es so ist. In den Mails, die ich aus der Versicherungswirtschaft bekommen habe, standen Dinge wie: „Sie glauben, Sie machen eine Comedy-Serie? Dann kommen Sie mal zu uns!“. Da tun sich wirklich Abgründe auf. Ich dachte ja immer, wir übertreiben. Aber in manchen Fällen scheint die Realität noch schonungsloser zu sein. Ich habe auch Zuschriften von Chefs bekommen, die bestimmte Verhaltensweisen an sich wiedererkannt haben und versprachen, sich zu ändern. Da kriegst du auf deine alten Tage noch so ein Sendungsbewusstsein. Da wird PRO 7 „Hallo?“ zur moralischen Lehranstalt.
Im Film fällt der Satz: „Nicht authentisch, aber ehrlich“. Kann man Selbiges auch vom „Stromberg“-Film behaupten?
Ich glaube schon, dass wir die Authentizität zumindest schrammen. Für viele spricht Stromberg das aus, was sie wirklich denken. Man darf es aber nicht sagen, weil man sofort Chauvinist oder Fremdenhasser ist. Er sagt es einfach und lacht die Sachen gleich wieder so weg.
Haben Sie perspektivisch die Sahnestücke aus den Seriendrehbüchern aufgespart, um sie für den Film zu verwenden?
Nett, dass Sie das so sagen. Das reiche ich an Ralf Husmann weiter. Der Mann ist so genial, wie er auch krank in der Birne ist. Der kann einfach was. Wir können alle was. Ich setze mich jetzt nicht hier hin und kokettiere. Ich spiele den Stromberg gut und Bjarne Mädel spielt den Ernie zum Küssen. Alle machen ihren Job fantastisch. So etwas Homogenes habe ich selten erlebt. Beim Buch fängt alles an. Natürlich liegen diese Dinge nicht in der Schublade, viele Themen im Film sind viel zu aktuell..
Wann haben Sie Husmann zum ersten Mal getroffen?
Nach dem Ende von „Ladykracher“ stellte Ralf Husmann mir sein Büro-Comedy-Format vor. Ich fand es nicht so geil, zumal damals einige Bürocomedys gefloppt sind. Er wollte mich als Stromberg, aber ich wollte nicht in die erste Reihe. In der zweiten bei „Ladykracher“ war‘s gemütlich. Ich habe dann einem Casting zugestimmt, damit ich ein Gefühl für die Texte kriege und dafür, was es bedeutet, sich als Schauspieler der Kamera bewusst zu sein und mit ihr zu flirten.
Kommt Ihnen Stromberg manchmal zu nahe?
Ich glaube, dass mir diese Rolle auch deshalb gelingt, weil sie so weit weg ist von mir. Es gibt nichts schwierigeres, als sich selbst zu spielen. Erstens ist es kolossal langweilig. Außerdem machen das in Soaps schon viele.
Ist es nach einer so schönen Erfahrung nicht schwierig, ein neues Projekt zu finden, das einen begeistert?
Ja. Man ist von Husmann echt versaut. Wenn mir seine Drehbücher zugeflattert sind, habe ich mir eine Badewanne eingelassen, einen Rioja aufgemacht und genossen. Bei jedem anderen Drehbuch setzt du dich hin und machst Fragezeichen an den Rand: „So spricht keiner. Das verstehe ich nicht.“
Warum ernähren sich seit einiger Zeit vegan?
Es ist gesünder, es rettet den Planeten und ich finde Massentierhaltung Scheiße. All diese Gründe würden einem sofort einfallen. Aber ich ziehe es einfach durch. Es fühlt sich gut an. Ich vermisse nichts, ich missioniere aber auch nicht herum.
Interview: André Wesche