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© Thommy Mardo
Xavier Naidoo
Naidoo singt engelsgleich, kann aber auch harte Töne in seinen Raps anschlagen.
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© Eric Ullrich
Xavier Naidoo
Live kann soundtechnisch bei Xavier Naidoo alles passieren, Soul, Salsaklänge, Rock, Rap ...
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© Thommy Mardo
Xavier Naidoo
Kann nicht nur schöne Liebeshymnen schreiben, sondern auch derbe Rapstücke: Xavier Naidoo
Seit einiger Zeit erlebt deutsche Musik ein Hoch. Es ist wieder cool, in seiner Muttersprache zu singen und selbst gestandene Künstler entdecken die Wahrhaftigkeit und Direktheit der Sprache für sich. Dazu beigetragen hat auch Soulgott Xavier Naidoo. Seit 20 Jahren beweist er uns solo, mit den Söhnen Mannheims und zuletzt mit der zweiten Staffel seiner Show "Sing meinen Song - das Tauschkonzert", was mit unserem Wortschatz alles möglich ist. Klar polarisiert der 43-Jährige auch immer wieder, wenn er sich auch außerhalb seiner Songs für ein friedliches Miteinander einsetzt. Er möchte was bewegen, Stillstand gibt es beim umtriebigen Mannheimer niemals. Er ist Visionär, Gutmensch, Musiklehrer. Freund, Autonarr, Freiheitskämpfer. Nach dem gewaltigen Domplatz-Open-Air 2010, beehrt Naidoo dieses Jahr den Elbauenpark und hat seinen rockigen "Sing meinen Song"-Kollege Daniel Wirtz mit dabei. Wir telefonierten mit Naidoo im Vorfeld seiner Open-Air-Tour.
Gratulation, "Sing meinen Song" hat sogar den Deutschen Fernsehpreis bekommen. Hast du mit dem Erfolg des Formats gerechnet?
Danke, ich konnte mir schon vorstellen, dass das einschlägt. Ich hab ja die Länder (Holland, Frankreich und Dänemark) gesehen, wo das vorher lief. Da war die Show aber gar nicht so nötig wie in Deutschland.
Gibt es Grenzen bei der Künstlerauswahl, dürften z.B. auch Heino oder Sido dabei sein?
Logo, solange es sich der Künstler vorstellen kann. Je weiter diese Schere auseinander geht, umso schöner wird die Show.
Wie bei Daniel Wirtz in diesem Jahr.
Ja, bei ihm ist es am konträrsten und deshalb ist der Fokus in diesem Jahr auf ihm.
Gregor Meyle meinte, die 3. Staffel wäre schon in Planung?
Klar schauen wir schon, wer Zeit haben könnte. Es wird auf jeden Fall noch ein Schwierigkeitsgrad hinzukommen, das kann ich schon verraten.
Mein Vorschlag für den nächsten Rookie: Tom Lüneburger.
Eigentlich wollte ich nicht nochmal jemanden Unbekanntes holen, weil ich dachte, das wäre unmöglich. Aber als ich Daniels Zeug gehört habe, habe ich das wieder verworfen. Aber ich habe eher Yvonne als Entdeckung bei dieser Staffel gesehen.
Bei all dem guten deutschen Nachwuchs - Lust dich zur Ruhe zu setzen und deiner Familie zu widmen?
Das ist immer wieder ein Thema, aber noch haben wir zuviel zu bieten und es wäre blöd, wenn ich mich da raus nehme. Aber ich merke schon, dass mein Nachwuchs Interesse daran hat, was ich mache. Deshalb muss ich noch ein bisschen weitermachen.
Du meinst, deinen einjährigen Sohn?
Ja, der ist schon sehr musikalisch, obwohl er noch sehr klein ist.
Hast du in deinen Songs schon alles gesagt?
Zum Teil. Das ganze Glaubensthema hab ich mir ja schon über Jahre von der Seele geschrieben. Das beinhaltet ja auch Soulmusik. Ich werde aber immer wieder über die Dinge, die mich berühren, Musik machen. Ich habe auch immer davon Abstand genommen, außerhalb der Musik in den Konzerten groß drüber zu sprechen. Die Songs stehen für sich. Ich will Entertainer sein und trotzdem über das Freiheitsthema singen. Man kann mithelfen, was in Gang zu bringen, aber die meisten Dinge funktionieren nur, wenn die Menschen selbst Lust haben, Dinge zu verändern.
Fällt es dir nach 20 Jahren zunehmend schwer Songs zu schreiben?
Die deutsche Sprache, das sagt ja schon der Begriff "Wortschatz" ist immer erquicklich und die Wissenssuche wert.
Was hast du für dich aus "The Voice" mitgenommen?
Tolle Künstler hab ich da kennengelernt und mitgenommen. Die "Sing meinen Song"-Backgroundsängerinnen Laura und Katja sind auch aus der Show. Aber nach der zweiten Staffel habe ich gemerkt, dass es schwierig wird, sich um die teilnehmenden Talente zu kümmern. Da ist die Show zu sehr im Vordergrund. Ich wollte auch meine Versprechen halten. Der ersten Runde habe ich gesagt, ich öffne euch Tür und Tor zu uns nach Mannheim. Der 2. Runde habe ich gesagt, ich kann nicht nochmal 20 Leute in mein Leben lassen. Für euch gucke ich einfach, wie weit wir in der Show kommen. Ich bin aber eher der Meinung, dass man mit den in Deutschland schon vorhandenen und arbeitenden, erfahrenen Künstlern auch tolle Sachen machen kann. Die gibt es en mass! Dann muss man nicht mehr fingernägelkauend vor dem Fernseher sitzen, um zu schauen, ob dein neuer Castingstar die Töne trifft.
20 Jahre Söhne Mannheims - zu Beginn 1995 war dein Ziel, einen Fuhrpark für ärmere Hausfrauen und Mütter zu errichten, wurde das umgesetzt?
Ich wollte eine Autovermietung aufbauen, eine Art Car-Sharing-System, weil man kein Auto ohne Kreditkarten leihen konnte. Ich hab dann drauf losgekauft, aber das hat nicht funktioniert.
Und was habt ihr seitdem für die Stadt getan?
Wir haben die Einrichtung "Aufwind" gegründet, ein Generationenhaus. Wir wollten dafür sorgen, dass Kinder von benachteiligten Familien, oftmals Einwandererfamilien, eine Chance haben in der Schule zu bestehen oder die anderen Probleme von Familien mit afghanischer/kurdischer Abstammung aufzufangen. Das machen wir schon seit zehn Jahren. An diesem Projekt sieht man auch, dass sich in der eigenen Stadt etwas wandelt. Was wir angefasst haben, ist aufgegangen. Kinder, die vor vier Jahren noch gebrochen deutsch sprachen, können auf einmal über alles mit dir sprechen und du weißt, sie werden ihr Abi machen und vielleicht irgendwann Arzt werden.
Wieviele Musiker seid ihr aktuell und wie schwer ist es, alle Interessen unter einen Hut zu bekommen? Vor allem auch, weil ja jeder inzwischen eine eigene Familie hat.
Ja, wir sind jetzt eine verantwortungsvolle Runde, im Gegenteil zu früher, wo alles eher chaotisch war. Wir sind jetzt erwachsene Männer und mit den alten Sängern wie Rolf Stahlhofen und Claus Eisenmann, die auf der kommenden Tour wieder dabei sind, auf gutem Niveau und das macht Spaß.
Wie gehst du mit sozialen Netzwerken um. Ist ja auch betreut bei dir, ja?
Ja, absolut betreutes Wohnen. Ich denke, dass ich immer fast alles lese, was da so steht, so ganz zwanglos. Ich bin schon interessiert. Aber ich bin nicht in der Lage, darauf Antworten zu geben, weil ich nicht wüsste, wie ich mich da einloggen soll. Ich bin erstaunt, wenn ein Wirtz oder andere da immer selbst antworten. Vielleicht sollte ich mir das auch mal draufschaffen.
Würdest du nochmal mit Sabrina Setlur singen?
Sie singt ja immernoch nicht, glaube ich. Ich hab mal mit dem Gedanken gespielt, sie mit Rino Galiano ("The Voice of Germany") zusammenzubringen und dann, ähnlich wie bei XAVAS damals, hießen sie dann "Sabrino".
Was sind deine neuen Pläne?
Es kommt noch das "Sing meinen Song - Weihnachtskonzert". Großes Projekt dieses Jahr ist das "Nicht von dieser Welt"-Album mit Moses Pelham. Wir schließen damit den Kreis und es fühlt sich extrem stark an. Moses Pelham ist einer der wenigen, mit denen ich zusammen schreiben kann. Raplastiger ist es dadurch aber nicht.
2010 - das letzte Mal in MD auf dem Domplatz gespielt. Bleiben dir solche Konzerte besonders in Erinnerung?
Ich glaub, da war schönes Wetter. Ich habe Magdeburg auch mit den Söhnen relativ früh kennengelernt und es auch wegen der Elbe mit Mannheim immer vergleichen können. Weil wir auch auf zwei Strömen liegen. Mit Magdeburg fahre ich immer cool.
© Werner Klapper