Nach dem grandiosen Konzert am 15. Juli mit Oblivion im Elbauenpark und vor dem neuen Gartenträume-Festival „Stars im Park“, bei dem der erfolgreiche Schauspieler Jan Josef Liefers die Moderation übernimmt, nahm sich der Dresdner für ein Telefon-Interview mit uns Zeit.
Zweimal Magdeburg in fünf Wochen, zweimal die Seebühne im Elbauenpark. Konzertbesucher, die ihre Gefühle zeigen. Muss man die Stadt mögen?
Die erste Begegnung mit dem Magdeburger Publikum fand ich großartig, so etwas merke ich mir und freue mich deshalb nun auf die zweite innerhalb kurzer Zeit.
Ist der Bandname Oblivion ein Tribut an Brian Augers Oblivion Express als Alte Helden?
Nicht schlecht, das hätte mir mal einfallen sollen! Das Wort stammt aus dem Lateinischen und findet sich in vielen Sprachen wieder. Es bedeutet soviel wie Vergessenheit. Einige Dinge sind mir zu wichtig, als dass sie in Vergessenheit geraten sollen. Andererseits gibt es auch Selbstvergessenheit, die ich sehr gut kenne und die mit der vorübergehenden Ausblendung der Realität zu tun hat, was einem zu DDR-Zeiten schon mal über den Tag retten konnte.
Der Magdeburger Stefan Trepte findet sich in der Besetzungsliste von Lift, das Mitglied der Gruppe „Magdeburg“, Ritchie Barton, ist Mastermind bei Silly – der Soundtrack Ihrer Kindheit fiele doch ohne Magdeburg ziemlich nackig aus, oder?
Dem stimme ich zu, obwohl ich Ritchie Barton eher in Werflingen verortet habe... aber wer wird denn so kleinlich sein! Immerhin hat er in Magdeburg studiert. Und Stephan Trepte bin ich unlängst in seinem Sohn Ludwig, einem tollen, jungen Schauspieler, begegnet. Also!
Ist „Soundtrack meiner Kindheit“ tatsächlich ein gesamtdeutsches Programm? Gibt es da im Westen Neugier, wo „Prof. Börne“ seine Jugend verbracht hat?
Im Ernst, unser Programm haben wir öfter im Westen gespielt, als im Osten und immer in ausverkauften Häusern vor sehr interessiertem Publikum. Haben ja auch das eine oder andere nachzuholen, unsere Brüder und Schwestern im Westen...
Letztes Jahr wurden Sie von der „Gala“ mit Anna Loos zum Paar des Jahres gewählt. Wie nimmt man das hin?
Wissen Sie, es war sehr nett und charmant von der Gala, uns so hervor zu heben. Wir haben uns gefreut und fanden es lustig, es erinnerte uns ein klein wenig an den „Mitarbeiter des Monats“.
Nochmal Zeitungswelt: ME Sounds hat Sie mit Ochsenknecht und Costner auf die Liste der Schauspieler gesetzt, die schlechte Musik machen. Wie nimmt das ein erfolgsgewohnter Jan Josef Liefers?
Ah, das war mir neu. Okay, ich hatte es in meinem Leben schon mit mehr Journalisten zu tun, die mich Scheiße fanden. Die Zeiten, wo ich mich darüber gegrämt habe, sind vorbei. Meine Sache mache ich nur noch mit meinem Publikum aus. Ich habe zum Glück noch nie von einem Trend gehört, den der Musikexpress ausgelöst hätte. Also sollen sie schreiben, was sie stolz macht.
Inspiriert Sie Musik beim Erarbeiten neuer Rollen? Oder bekommen Sie beim Lesen von Drehbüchern manchmal eine Melodie ins Ohr?
Absolut! Beides stimmt. Auch beim Schreiben meines Buches habe ich ständig Musik gehört. Das Gefühl für Rhythmik und Dynamik ist enorm hilfreich für gutes Timing und den richtigen Flow beim Spielen einer Rolle. Außerdem hilft sie mir, sowohl in, als auch aus bestimmten Stimmungslagen zu kommen.
Nun das Gartenträume-Festival „Stars im Park“; Alte Meister – Neue Helden: Musik im Park (der nicht nur Kulisse sondern Programm ist), Klassik und Deutschrock oder Deutschpop. Mit Moderation von Liefers – nein, mehr – mit Liefers als Erzähler, Spielmeister/Maitre des Plaisiers. Tolle Idee. Schöne Art von Präsenz. Das Publikum ist nah. Zieht Sie so was an?
Die beiden Erfinder des Gartenträume-Festivals sind zwei alte Kumpels von mir, wir haben zusammen studiert. Ich vertraue ihnen und freu mich auf die Show. Es ist mir einfach eine Freude, mich da aufzuhalten, wo auch Musik gemacht wird. Und was unterschiedliche musikalische Geschmäcker angeht, die sind nicht so wichtig, wie manche gerne tun. Leben und leben lassen. Das wird ein schönes Fest werden, da bin ich sicher.
Sind die Alten Meister mehr eine Stilübung oder gibt es da eine Liefers-Nähe zu Telemann, Bach oder Händel oder Vivaldi...zu barocker Lebensart ? Sind sie gespannt auf die Magdeburgische Philharmonie?
Hallo?! Ich stamme aus Dresden, einer Stadt des italienischen Barock. Tatsächlich mag ich die Musik dieser Komponisten, am meisten fasziniert mich Bach, am wenigsten vielleicht noch Vivaldi. Ich hatte das Glück, schon mit einigen Orchestern zu arbeiten, den Wiener Philharmonikern, der Dresdner Staatskapelle, den Duisburger Philharmonikern und nun freue ich mich sehr auf die Magdeburger Philharmonie und ihren Maestro Pawel Poplawski!
Was ist für Sie künstlerisch anspruchsvoller? Ein Konzert mit Oblivion oder so eine Art von Moderation? Werden Sie die Festivalbesucher vor allem mit einer „lehrreichen“ Flut von biografischen Jahreszahlen der Alten Meister überraschen?
Ich werde es nicht übertreiben mit den Zeigefingern. Und was heißt anspruchsvoller? Ich bin kein Moderator, das ist ziemlich neu für mich. Ich werde einfach versuchen, es auf meine Art zu machen, ohne dabei die gut recherchierten Texte meines alten Freundes Axel Poike zu masakrieren.
Genießen Sie einfach Silly im Konzert oder gibt es in Magdeburg eine Live-Performance von „Erinnert“?
Sie denken wohl, wir verraten hier schon alles und verschießen unser ganzen Pulver schon vorher?
Macht demnächst auch „Professor Börne“ mal eine Spritztour an die Elbe, um mit Alberich die wahre Identität „Prinzessin Edithas“ zu bestimmen oder einen heutigen Fall aufzuklären? Schließlich hat Magdeburg auch eine Pathologie, aber, noch viel spannender, eine exzellente Hirnforschung?
Daran zweifle ich keine Sekunde. Haben Sie auch einen exzellenten Drehbuchautor, der so eine Geschichte so überzeugend schreiben kann, dass die Münsteraner uns ausleihen würden? Dann halte ich alles für möglich!
Prof. Boerne: Frisst er den Schauspieler Liefers, zumindest den Filmschauspieler, oder gibt es nach „Knocking on Heavens Door“ von 1998 wieder ein neues Kino- Projekt?
Karl-Friedrich Boerne frisst keine Menschen, er bevorzugt geschmorte Kalbsbäckchen. Und auch, wenn er jetzt sehr präsent ist, habe ich mich nie ganz vom Kino verabschiedet. Gerade jetzt drehen wir "Man tut was man kann" (übrigens auch ein paar Tage im Schloss Döbbelin in der Altmark), einen Film, den Warner im nächsten Jahr in die Kinos bringen wird. Und auch im Fernsehen läuft nicht nur Mist, im Herbst wird Uwe Tellkamps "Der Turm" verfilmt, dafür werde ich erstmalig in meiner alten Heimatstadt drehen. Trotzdem nett, dass Sie sich Sorgen machen!
Wir freuen uns auf Jan Josef Liefers im Elbauenpark Magdeburg. Mit Neuen Helden, Alten Meistern, jeder Menge Picknickkörben, fröhlichen Leuten und gespannten Hörern, die einem Meistererzähler lauschen, der seinen Charme auch im Vorbeirauschen nicht zu verlieren scheint. Das ist kein Rotz auf die Backe, das meine ich so.
Meinen ergebensten Dank, lieber Herr Schumann!!!
Gartenträume-Festival "Stars im Park", 26.08. - 28.08.2011, Elbauenpark
© Werner Klapper