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Die Zirkuswelt in der DDR: Tina Pruschmann
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"Bittere Wasser" von Tina Pruschmann
„Der Zirkus ist der wohl einzige Ort, an dem all das sein darf: strassbesetzte Kostüme mit Silberfransen, bunte Drachen aus Pappmaschee, Rappen mit Kopfschmuck aus Straußenfedern, dazwischen der Geruch der feinen Späne, der Wildtiere und der abgekämpften Artisten“, beschreibt es die Autorin Tina Pruschmann. In ihrem Roman „Bittere Wasser“ erzählt sie von einer Zirkuswelt in der DDR, dessen Glanz mit dem Mauerfall endet, und eine Familie auseinander reißt. Ida wächst als Tochter einer Trapezkünstlerin und eines Elefantendompteurs auf und träumt davon, genauso wie ihre Mutter, hoch oben in der Zeltkuppel zu schweben. Doch nachdem fast ein Unglück passiert, folgt sie den Fußstapfen ihres Vaters und macht sich mit den Elefanten vertraut. Als sie schulpflichtig wird, muss sie ins Erzgebirge zu ihrer Oma ziehen, in deren Kneipe die Männer vom Uranbergwerk alles versaufen, ehe sie früh an einer radioaktiven Vergiftung sterben. Nach der Wende wird die Mine geschlossen und der Zirkus an einen westdeutschen Investor verscherbelt. Letztendlich scheitert die Ehe von Idas Eltern an Stasigeschichten und der Vater hockt saufend in seinem Zirkuswohnwagen im Garten der Großmutter. Nachdem Idas altes Leben zerbrochen ist, geht sie als Erwachsene nach Kiew, wo sie die Elefantendame aus ihrer Kindheit wiederfindet. Tina Pruschmann setzt gekonnt das Schicksal von Schaustellern und Bergbauarbeitern in einen historischen Kontext. Denn der Uranbergbau im Erzgebirge versorgte Atomkraftwerke in der Sowjetunion – so auch Tschernobyl. Gleichzeitig erzählt sie eine berührende und realitätsnahe Familiengeschichte über Verlust und Trauer, aber auch über Umwege, die manchmal notwendig sind, um sein Glück in fragilen Zeiten zu finden.
Mehr zur Lesung von Tina Pruschmann und ihrem Buch „Bittere Wasser“ gibt's hier