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© Dr. Frank Pudel
D. Witteborn: Blätterumkränzter Frauenkopf, 1978/79, Treppenhausfenster der ehem. POS „Wilhelm Pieck“ Brunau
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© privat
Das Magdeburger Glaskunst-Kollektiv
Fünf Tonnen schwer, ein Kunstwerk aus Stahl und zehn mit einer Kugel verklebten Segmenten aus lndustrieflachglas: Die „Gläserne Blume“ war zentrales Element im Empfangssaal des Palastes der Republik, zugleich das bekannteste Kunstwerk aus der Werkstatt der Gruppe „Glasgestaltung Magdeburg“.
Es war 1954, als sich drei Absolventen der Fachschule für angewandte Kunst zur Künstlergruppe zusammenfanden, anfangs unter dem Namen „Kollektiv Hamann, Richter, Wilhelm, Glasgestaltung Magdeburg“. Den dreien – Reginald Richter, Oskar Hamann und Richard Wilhelm – schlossen sich Jahre später Marga Hamann (als einzige Frau), Eckehard Frey und zuletzt Dietmar Witteborn an, der sein Diplom bereits an der Hochschule Burg Giebichenstein gemacht hatte, weil die Magdeburger Fachschule mittlerweile geschlossen worden war.
Während die meisten mit dem Material Glas arbeitenden Künstler ihre Entwürfe in Glaswerkstätten ausführen ließen, fertigten die Magdeburger ihre Arbeiten stets selbst, unterstützt von Mitarbeitern in eigener Werkstatt. Ihr gemeinsames Werk umfasst gut 500 Positionen zur baugebundenen Glaskunst, oft bestehend aus mehreren Glasfenstern oder -wänden. Zu ihren prominentesten Auftraggebern zählten Ministerpräsident Otto Grotewohl, Dirigent Kurt Masur und Künstler Walter Womacka. Dank solcher Aufträge hinterließen sie Glaskunst in allen Bezirken der DDR, von der Ostsee bis zur bayerischen Grenze. Hierzu zählen die prestigeträchtigen Großbauprojekte des DDR-
Staates wie jener Palast der Republik, das Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten, die Botschaft der DDR in Moskau oder das Ministerium für Staatssicherheit, der Pionierpalast und die Rathauspassagen in Berlin. Weiter schufen sie baugebundene Glaskunst für Universitäten, Kliniken, Gaststätten, Schulen, Kulturhäuser, Apotheken, Kirchen und mehr.
Als die Gruppe im Jahr 2000 ihre Werkstatt auflöste, ging ein großes Kapitel Magdeburger Glasgeschichte zu Ende. Ihre ehemaligen Werkstattgebäude an der Leipziger Straße 4/5 sind längst verschwunden und durch einen Lebensmittelmarkt ersetzt. Außer ihnen gab und gibt es weitere bedeutende Glaskünstler deren Werke in Magdeburg ausgeführt wurden, so der Schönebecker Christof Grüger, der Magdeburger Walter Bischof, Günter Grohs aus Wernigerode und Charles Crodel aus München. Und seit Max Uhlig die Glasfenster für St. Johannis schuf, besitzt Magdeburg ein zeitgenössisches Werk der Glasmalerei von internationalem Rang.
Kulturhistorisches Museum
Otto-von-Guericke-Str. 68-73, 39104 Magdeburg
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