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Auf die linke Tour: Martin Sonneborn und Gregor Gysi
Das ist doch ein ganz linkes Ding, was Martin Sonneborn (Die PARTEI) und Greogr Gysi (Die Linke) da drehen. Der versierte Oppositionspolitiker und der ebenso versierte Clown streiten vereint im Einsatz gegen alle politische Routine. Gregor Gysi, der die Politik mit Witz reicher machen möchte; Martin Sonneborn, der mit seinem Witz der Politik ein Armutszeugnis ausstellt – und im Gespräch miteinander loten sie aus, wie weit man gehen muss, um aus dem Rahmen zu fallen. In dieser Frage hat Sonneborn erst in diesem Herbst die Meßlatte ziemlich hoch gehängt, als Mitglied des Europaparlaments hielt er im September eine Rede vor dem Parlament und machte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen mit dem Satz nieder: „Ich dachte, sie seien nur unfähig und ein bisschen kriminell, inzwischen weiß ich auch, dass Sie beeindruckend moralfrei sind“. Kann man das noch toppen? Vielleicht ja, wenn Gysi darüber spekuliert: „Die PARTEI und die Linke an der Macht: Martin, da wäre was los in Deutschland! Punk! Es wäre Punk. Purer Punk!“ Denn während rund um die Welt die Demokratien bröckeln, der Hass zwischen den sozialen Gruppen wächst, das Wirtschaftswachstum stagniert und die Gefahr der Klimakatastrophe steigt, streiten sich Gysi und Sonneborn um die brillantesten Ideen für eine linke Wende: mindestens doppelt so gerecht wie die SPD, mit einem Asylrecht und einer Sozialpolitik, die den Namen verdienen. Da zerreißen sie sich auf schöne Weise das Maul über Leute mit SPD-Parteibuch, die doch erstmal belegen müssten, dass sie Sozialdemokrat sind. Am Ende weiß man nicht, wen von den beiden man lieber zum Kanzler gehabt hätte. Vielleicht ja beide zusammen. Echte Expertise im Politikbetrieb haben sie jedenfalls beide, Sonneborn sitzt mittlerweile seit sieben Jahren im EU-Parlament, Gysi hat da natürlich deutlich mehr zu bieten. Den Fraktionsvorsitz seiner Partei Die Linke hat er 2015 zwar bereits aufgegeben. Aber im Deutschen Bundestag mischt er weiterhin mit. Aber dafür ist er viel kleiner als Sonneborn. Man wird sehen, wie das Duell ausgeht.