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© Katrin Ribbe
Katharina Peter
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© Nina Pieroth
Stella Leder
Es ist ein Thema, dass sich schon seit Jahrzehnten durch die deutsche Geschichte zieht und besonders heute aktueller denn je ist. Wie muss es sich anfühlen, als Jude durch die Straßen zu laufen und bedroht zu werden, während andere wegschauen? Die Autorin Stella Leder erlebte besonders in ihrer Kindheit Antisemitismus und erzählt in ihrem Buch „Meine Mutter, der Mann im Garten und die Rechten“ von ihren Erfahrungen in einer deutsch-jüdischen Familie und vom Leben auf gepackten Koffern. Als Jugendliche rennt sie vor Neonazis davon und wird von ihrer Lehrerin für die Politik Israels verantwortlich gemacht, während die Einsicht in die Stasi-Akten ihrer Mutter den Antisemitismus in der eigenen Familie offenbaren. Stella Leders Großvater, Stephan Hermlin, ist einer der Initiatoren des Protests gegen Wolf Biermanns Ausbürgerung.
Auch ihre Mutter schließt sich den Protesten an und wird schließlich selbst ausgebürgert. In eindringlicher Sprache erzählt Stella Leder von einem Verfolgungstrauma, der Verharmlosung des Antisemitismus und einer verfehlten Erinnerungskultur in Ost und West. Auch in dem Debütroman „Erzählung vom Schweigen“ von Katharina Peter werden Erinnerungsflicken anhand eines Familienarchivs zu einem Teppich deutscher Geschichte rekonstruiert. Die Hauptfigur Karolina Estor wächst als drittes Kind in dem zum Scheitern verurteilten Versuch ihrer 68er-Eltern auf, alles anders als die Generation zuvor zu machen. Während ihr Vater den Kindern ihre Freiheiten lassen will, sie damit aber umso enger an sich bindet, verrät ihre Mutter schlicht den Klassenkampf, als auch den Familienverbund und jettet für Großkonzerne um die Welt. Karolina tröstet sich im Leistungssport, bis der Konkurrenzdruck und das Verschwinden ihres Bruders sie auch diesen Halt verlieren lassen. Obwohl sich die Bücher zunächst wie Familienromane lesen lassen, sind sie eine Aufarbeitung des Nationalsozialismus nach 1945 in beiden deutschen Staaten.
© Engelhardt
Schauspielhaus/Theater Magdeburg
Otto-von-Guericke-Straße 64, 39104 Magdeburg
Theaterkasse: eine Stunde vor Vorstellungsbeginn