© Sandra Ludewig
Anna Depenbusch: "Ich bin kein Mainstream"
Anna Depenbusch: "Ich bin kein Mainstream"
Musikmachen, das wollte die 40-jährige Singer-Songwriterin Anna Depenbusch schon im Kindesalter. Der Durchbruch gelang ihr vor etwa fünf Jahren mit dem Album „Die Mathematik der Anna Depenbusch“. Typisch für sie: Sie schreibt über Liebe, aber auch das immer währende Missverständnis zwischen Mann und Frau. Abseits vom Floskelwald gelingt es ihr, authentische und lebensnahe Geschichten zu erzählen. Blues, Jazz, Chanson und mehr – das vereint sie in ihren Songs. Wir sprachen mit ihr über ihr neues Album „Das Alphabet der Anna Depenbusch“ und die Schwierigkeit gute Liebeslieder zu schreiben.
Deutsche Musik ist gerade beliebt. Hat dich das beim Songschreiben unter Druck gesetzt? Ne, ich geh da wirklich nach Spielfreude. Ich habe totale Freiheit, weil der rote Faden an meiner Musik sowieso der Genre-Mix ist.
Jan Böhmermann hat eine schöne Parodie über die deutsche Popmusik gemacht. Hast du dich angesprochen gefühlt? Nein, weil ich sowieso immer auf der Seitenstraße fahre. Ich bin kein Mainstream, ich mach was, das nicht im Radio läuft. Aber ich hab mich kaputt gelacht. Es war in der Zeit, wo viele Männer sehr emotional gesungen haben. Man konnte schon gar nicht mehr unterscheiden, wer jetzt was gesungen hat
Wie viel Wert legst du auf die Sprache? Ich knobel ziemlich lange. Meistens beißt man sich durch viele Phasen, wo es noch nicht rund ist. Die deutsche Sprache ist eine Herausforderung, aber ich liebe sie.
Welcher Song hat dich auf dem neuen Album besonders lange beschäftigt? Das sind natürlich solche Sachen wie zum Beispiel der Song „Alphabet“. Ich wollte einmal das ganze Alphabet durchgehen und jeder Buchstabe sollte eine Zeile bekommen. Das „Y“ war schwierig.
Erzählt „Alphabet“ auch Geschichten von deinen Freunden? Ja, das puzzelt sich meistens so zusammen. Beim Alphabet sollte es um eine On-Off Beziehung gehen, wo man nicht voneinander loskommt. Natürlich gucke ich auch, was meine Freunde erlebt haben. „M“ wie Montags- und Mittwochsnacht zum Beispiel, da haben sich der Mann und die Frau immer getroffen.
Männer, Frauen und die Liebe, ist das nicht längst alles erzählt? Quatsch, das wollen die Leute hören, weil es uns immer wieder beschäftigt. Als Singer-Songwriter hat man die Aufgabe frische Bilder zu finden und nicht in Klischees abzurutschen. Ich mag es nicht, wenn Liebeslieder hohl klingen, es nur um Floskeln geht und keine Gefühle dahinter stecken. Es gibt so tolle deutschsprachige Singer-Songwriter. Ich bin ein großer Bosse-Fan. Der hat eine frische Art über Liebe zu singen.
Was war eigentlich bei „Du und die Nacht“ zuerst da, die Musik oder der Text? Da hatte ich die Zeilen zuerst. Es ist ein Bild, wo die Nacht die Geliebte ist. Im Studio haben wir einiges ausprobiert. Wichtig war zum Beispiel, dass es nicht zu getragen, zu mystisch klingen sollte.
Kommt die Frau in diesem Song damit klar? Der Refrain erweckt den Eindruck, dass sie ihre Stärke behält. Das ist meine Natur. Ich versuch immer optimistisch zu bleiben. Allerdings bleibt es in dem Lied offen. Das Lied endet mit: „Was hat die Nacht mit dir gemacht? Ich seh in dein Gesicht und erkenn‘ dich nicht.“ Die sind noch zusammen, aber haben sich verloren.
Jetzt wo du das sagst, ist Anna Depenbusch überhaupt mal traurig? Natürlich, sonst würde ich diese Lieder nicht schreiben. Also Lieder wie „Kommando Untergang“ oder auch der „Astronaut“ oder „Schönste Melodie“ oder „Liebe Kaputt“ sind natürlich gefühlte Geschichten. Für mich ist die Musik, das, was mich in Balance hält. Wenn ich die Musik nicht hätte, wäre ich unglaublich traurig, weil so viele Sachen einen auch traurig machen können. Die Musik ist mein Ausgleich.
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