© Shawn Peters
Gregory Porter
Beeindruckt mit seinem weichen Bariton: Gregory Porter
Das war so eigentlich nicht geplant, Gregory Porter wollte Footballer werden. Er hatte bereits ein Stipendium an der San Diego State University, eine Schulterverletzung bedeutete für seine Karriere das Aus. Doch da war noch eine zweite Leidenschaft: der Jazz. Gemeinsam mit seinen Geschwistern sang Porter in einem Kirchenchor, der Pfarrer soll es gewesen sein, der seinen Schützling mit Nat King Cole, Joe Williams und Donny Hathaway musikalisch zusammenbrachte. Wohl ein Glück für uns. Die Musikjournalisten überschlagen sich beim Phänomen Gregory Porter, dem Mann mit der Ballonmütze und der Sturmhaube. „Niemand hat ein solches Timbre, legt eine solch wohlige Wärme in seine Stimme wie Gregory Porter. Viel Soul liegt darin – ob er nun eine Ballade singt oder ein grooviges Stück“. Nur ein Beispiel, die Liste ließe sich nahtlos fortführen. Was steckt hinter diesem Phänomen? Porter, der ist kein Selbstdarsteller auf der Bühne, kein Sinatra, er lässt seinen klaren Bariton auf der Bühne sprechen. Er ist Jazz, er ist aber auch Blues, Soul und Gospel. Damit erreicht er mehr als nur Jazz-Liebhaber, ist massentauglich, aber biedert damit den Jazz trotzdem nicht an. Seine Gesangstechniken und Phrasierungen haben zum Beispiel ihren Ursprung im Jazz. Vier Alben hat Porter bereits veröffentlicht, sein zweites Album „Liquid Spirit“ wurde 2014 mit dem Grammy für das beste Jazz-Album des Jahres ausgezeichnet. Im gleichen Jahr erhielt er den Echo Jazz als bester internationaler Künstler. Viele seiner Songs schreibt er selbst, viele von ihnen von persönlichen Motiven, aber aktuellen gesellschaftlichen Geschehnissen inspiriert. Porters Balladen sind keine 08/15 Liebesschnulzen, Süßholzraspeln hört man ihn nicht. Er agiert, zeigt sich aber verletzlich im Song „Hey Laura“, wenn er nachts an der Tür seiner Liebe klingelt. Das Publikum liebt das breite Spektrum, das Porter bedient. Natürlich ist das nicht neu, erinnern wir uns an Isaac Hayes, der war damit schon in den siebziger Jahren erfolgreich. Aber der 1,90 Meter große Bär von einem Mann hat es einfach drauf.
© Werner Klapper