© Christoph Kostlin
Clueso
Clueso - der Erfurter Popliebling geht mit seinem Album "Handgepäck I" auf Akustiktour
Der Erfurter Clueso hat in den letzten Jahren Charts und Radiostationen mehrfach mit seinem Pop dominiert, ausverkaufte Konzerte im großen Rahmen gespielt. Zuletzt schnappten sich ihn sogar die Fantas, um auf „Zusammen“, dem deutschen WM-Song, zusammen groß zu sein. Seine letzten Alben „Neuanfang“ und „Stadtrandlichter“ durchproduziert, auf Charts getrimmt und dabei trotzdem großartig.
Nun besinnt sich der 38-jährige Thomas Hübner wieder auf seine Liedermacher-Wurzeln und überrascht mit dem ruhigen, nachdenklichen Werk „Handgepäck I“. Er hat die Lieder selbst aufgenommen, die meisten Instrumente eingespielt, alles arrangiert, produziert und abgemischt. „Die Songs sind auch deshalb ruhiger, weil ich sie nicht aufgepumpt habe. Wie das Polaroid auf dem Klaus nur zur Hälfte drauf ist – aber der Moment ist da“, erzählt er im Interview mit hnd.de. „In der jetzigen Zeit, in der alle Alben immer kürzer und Musik immer lauter wird, mache ich ein langes und leises Album. Leise ist das neue Laut.“ Er wollte dabei ein Vintage-Gefühl erzeugen. Songs wie „Wüste“, „Zimmer 102“ oder „Paris“ sind eine Sammlung aus Werken vergangener Jahre, auf Reisen und während Touren entstanden. Sie laden ein, sich selbst zu besinnen und inne zu halten und machen natürlich auch Lust aufs Reisen. Das Cover „Wenn ein Mensch lebt“ (Puhdys) kennt man von seinen Konzerten bereits, aber die so einfühlsame Version gehörte endlich auch mal auf ein Album. Allein der Song „Du und ich“, auch die erste Single, ist poppiger, geht ins Ohr. Von der Art Songs hätte man sich nach dem ersten Hören mehr gewünscht, aber nur, weil durchproduzierte Popmusik eben süchtig und unersättlich macht. Clueso ist sich im Vorabgespräch bewusst, dass „ich ein Album produziere, dass sich weniger verkaufen wird und vielleicht von den Verkaufszahlen als Misserfolg ausgelegt wird. Das ist mir egal, weil ich so Bock drauf habe. Es ist ein Liebhaberstück.“ Genau für solche Aussagen lieben wir ihn, sich die Freiheit zu nehmen, mal wieder etwas Konträres zu machen, als Plattenbosse und der gemeine Hörer vielleicht erwartet hätten. Natürlich hat er mit seiner Aussage nicht recht behalten, das Album erreichte Platz 1.
Wie hält er es eigentlich mit dem Reisen? Tatsächlich reist er am liebsten mit Handgepäck. Hat immer einen Gedichtband, wie aktuell Mascha Kalekos lyrisches Stenogrammheft, dabei und laut Interview mit Spiegel Online „ein Tuch, das ich über Lampen hänge, um stimmungsvolleres Licht zu machen. Es ist mit Spray imprägniert, damit es nicht in Brand gerät“. Bei Fernreisen ist er getrieben von Neugier und mag es gern chaotisch. „Bloß keinen Freizeitstress und zuviel planen!“ Reisen ist für ihn auch „eher ein Sortieren. Und es ist Benzin für gute Songs, wie David Bowie gesagt hat“.