© Sandra Ludewig
Ina Müller
Die zotige Moderatorin Ina Müller kann auch tiefsinnig
Alle wollen Ina, DIE Kodderschnauze Deutschlands und eine der wenigen Moderatorinnen, die sich bei Interviews an keine Regeln halten und bei der sich die Prominenz trotzdem die Klinke in die Hand gibt. Ina ist einfach einmalig, aber wem sagt man das. Sie ist ein bunter Hund, nimmt kein Blatt vor den Mund und wird dafür vom Land geliebt und gefeiert. Doch, abseits jeglicher Moderation, steht bei Frau Müller an erster Stelle immer die Musik. Jeden ihrer Musik-Gäste hat sie scheinbar selbst sorgfältig ausgesucht und das mit feinem Gespür. Sie hat ein Händchen für Newcomer, und damit ist nicht nur ihr Boyfriend und Co-Autor des neuen Albums Johannes Oerding gemeint. Was schmolzen wir beim Duett der beiden zum Oerding-Song „Nichts geht mehr“ dahin.
Alle wollen Karten für ihre kultige Hamburger Talk-Show. Doch an diese ist es schwer zu gelangen, für die Konzerte ist‘s etwas einfacher. Denn, die Müller singt ja auch noch selbst. Die Musik ihres aktuellen Albums „Ich bin die“ bezeichnet sie als Liedermacher-Kabarett-Pop, „ich bin vielleicht nicht die modernste Sängerin. Ich lebe auch gerne damit, dass ich nicht im Formatradio gespielt werde, weil es dafür angeblich zu thematisch ist. Aber ich möchte dann doch darauf bestehen, dass die Inhalte auf jeden Fall klar eine Geschichte erzählen.“ So sind die Songs nicht seicht und für Jedermann eingängig, aber eben 100% Ina Müller. Die Hamburgerin singt und lebt nach eigenen Gesetzen. Mit 51 noch mehr als mit 48. Unbeirrbar, klug, frech und jedem Trend zum Trotz. Thematisch taucht sie tiefer ein, schaut feiner und findet in ihren Texten noch bessere Wendungen als je zuvor. Sie rückt sich beim Titelstück selbst in den Fokus, singt über verpasste Chancen, die sie selbst aber nicht kennt, oder das Thema Kinderlosigkeit, für das sie mehrfach Kritik einstecken musste. „Ich hatte nie die Sehnsucht, Kinder zu bekommen. Ich bin aber von vielen Frauen umgeben, bei denen hinter der Kinderlosigkeit auch ein Schicksal steckt. Kindstod, Fehlgeburt, Abtreibung, wahnsinnige Tabuthemen. Ich hoffe umso mehr, dass ich diese Frage, diesen Moment des ‚was wäre wenn‘ nicht kitschig, aber intensiv beschreiben konnte.“
© Engelhardt