© David Koenigsmann
Mark Forster: „Ich bin einfach ich“
Mark Forster hat es geschafft, seine aktuelle Single „Chöre“ ist Titelsong beim deutschen Film „Willkommen bei den Hartmanns“ und erobert die deutschen Single Charts. Bei der Casting-Show „The Voice Kids“ sitzt er bereits zum dritten Mal in der Jury und im Sommer war er als Fanreporter für die ARD bei der EM unterwegs. TAPE ist bereits sein drittes Album, der Vorgänger Bauch und Kopf wurde vergoldet. Trotzdem ist sympathische Charstürmer auf dem Boden geblieben, tourt aktuell wieder durch Deutschland. Mit im Gepäck: sein Album TAPE. Wir haben mit ihm gesprochen und wollten wissen, was er mit Magdeburg verbindet und warum sein TAPE so optimistisch ist.
Magdeburg und der Jakobsweg, was fällt dir dazu ein? Ich habe ein Buch über den Küstenweg gelesen, worin du auch vorkommst. Ja, stimmt. Ich bin zweimal den Jakobsweg gelaufen. Beim zweiten Mal hab' ich ein Mädchen aus Magdeburg beim Küstenweg getroffen, die Mady. Wir sind einen Nachmittag zusammen durch die Gegend spaziert und uns danach immer mal wieder begegnet. Sie hat ein Buch darüber geschrieben und mir geschrieben, das ich darin vorkomme, aber gelesen habe ich es noch nicht.
Wo wir beim Jakobsweg sind, warum war das für dich so wichtig, diesen Weg zu gehen? Ich war ja nicht nur auf dem Jakobsweg, auch auf anderen Wanderwegen in Irland und Polen. Das ist eine gute Beschäftigung, wenn man viel im Kopf hat, was man loswerden möchte. Da sind Wanderurlaube wirklich gut. Das muss keinen katholischen Hintergrund für mich haben. Natürlich hat der Jakobsweg eine tolle Infrastruktur. Alle paar Dörfer kann man da gut und günstig übernachten. Deswegen habe ich damit mal angefangen. Mittlerweile sind da natürlich viele Leute unterwegs. In den letzten zehn Jahren ist der Jakobsweg auch bei uns berühmt geworden. Ich kann das nur allen mal empfehlen, die sich mal ein bisschen finden möchten.
Zu dieser Zeit standest du am Anfang deiner Musikerkarriere, hattest Ziele. Siehst du die nun verwirklicht? Ja stimmt, da hatte ich das erste Album schon fast produziert. Ach du, das ist bei mir mit den Zielen unterschiedlich. Das verschiebt sich je nach Perspektive. Am Anfang war ich froh, wenn ich mal einen Tag in einem richtig professionellen Studio hatte. Später war ich froh, meine CD im Media Markt zu sehen. Und im Radio, da sollten meine Songs auch irgendwann zu hören sein. So verschiebt sich die Perspektive. Bei mir ist es grundsätzlich immer so, dass die Musik für mich schon so ein Selbstzweck ist. Ich bin einfach froh, dass ich das machen darf, nicht arbeiten muss. Ich darf das machen, was mir am meisten Freude macht und mittlerweile den ganzen Tag und nichts anderes mehr.
Neben der Musik machst du noch viele andere Sachen, bei der EM warst du als Fußballreporter unterwegs. Wie war das? Das war ein Experiment. Das gab es noch nie, dass die ARD jemanden, der erst mal nichts mit Fußball zu tun hat, zu so einem großen Turnier schickt. Ich war zwar in der Kreisliga Stürmer, aber ansonsten hält sich meine Expertise in Grenzen, ich bin einfach nur ein großer Fußballfan. Ich konnte alle Europameisterschaftsspiele live im Stadion sehen und musste jeden Tag im Radio darüber sprechen. Nun kann ich die Sportschau nicht mehr so gucken wie früher.
Warum das denn? Ich weiß, wie eine Sportredaktion funktioniert, kenne die Abläufe und habe mit Fußballprofis Kontakt gehabt. Die Distanz ist geschrumpft. Ich habe mehr Einblick als noch vor einem Jahr.
Bei deinem aktuellen Album TAPE hast du u.a. mit den Harlem Gospel Singers zusammengearbeitet. Die sind ja eine ziemlich große Nummer. Die Überschrift von TAPE war amerikanischer Sound, also New Orleans, Bläser, Gospelchöre und Streicher. Ich habe dann größenwahnsinnig gegoogelt, wo es den besten Chor gibt. Da kamen die Harlem Gospelsingers ins Spiel. Da ging es mir allerdings nicht um den Spirit von New York, sondern um den Chor an sich.
Die haben spontan zugesagt? Ich habe die angerufen und ein paar Wochen später stand ich mit ihnen im Studio. Das war total spannend sie zu treffen und mit ihnen zu arbeiten.
In deinen Songs nimmst du gerne Sprachphänomene der Zeit, wie „Selfie“ auf. Warum ist dir so etwas wichtig? Ich bin kein Genremusiker, bin weder HipHopper noch Indierocker. Ich muss keine Regeln eines Genres erfüllen. Ich bin einfach ich. Ich darf mich, das ist das Tolle an der Popmusik, überall bedienen. Deswegen habe ich für mich auch die Popmusik gewählt und schreibe über Themen, die mich berühren. Das hat wenig Distanz zu mir und meinem Leben. Deswegen muss ich auf Deutsch schreiben. Wenn ich auf Englisch schreiben würde, dann wäre das nur die Hälfe von dem, was ich sagen möchte, weil mir die Zwischentöne fehlen würden.
Die Kritiker bemängeln trotzdem gerne fehlende Tiefe deiner Texte. Wenn man so ein Künstler ist, der so viel im Radio läuft und relativ viel Aufmerksamkeit kriegt, gehören kritische Stimmen dazu. Also ich finde die Texte gut, ich gebe mir da immer große Mühe auch tiefgründig zu sein. Allerdings habe ich nie den Anspruch es jedem Recht zu machen. Ich hab das Gefühl, dass ich mir am ehesten genügen muss.
Apropos Tiefe, der Albumtitel TAPE - was steckt da hinter? Das steht immer für eine bestimmte Mischung von etwas. Ich ganz persönlich denk an so eine Kassette, die ich in meinem Dorf aufgenommen habe. Als ich Kind war, gabs noch kein YouTube und Spotify. Ich musste meine Lieblingslieder aus dem Radio auf eine Kassette aufnehmen. Dann ergibt sich da so nach und nach ein Album, was total Sinn macht. Ich wollte eine Platte machen, die sich zumindest so anfühlt, wie diese Radiokasette aus meinem Kinderzimmer.
Das Album klingt im Vergleich zu „Bauch und Kopf“ ziemlich optimistisch – das überrascht mich. Das stimmt, „Bauch und Kopf“ war ja durch das Sinfonieorchester melancholisch und bisschen schwer. TAPE ist anders und ich glaub, so ein Album ist immer so ein unterbewusstes Spiegelbild der zwei Jahren, in denen es entstanden ist. Bei TAPE ging es mir einfach gut. Ich hoffe, dass die nächste Platte auch positiv klingt.