© Bastian Bochinski
Feine Sahne Fischfilet
Feine Sahne Fischfilet
Ganz ehrlich, öfter als nur hin und wieder darf man festhalten, dass das sogenannte Unpolitische vermeintlicher Konsens ist, ob nun in Stadien, in Subkulturen oder eben in der Kunst. Diese drei Fixpunkte stecken neben anderen auch den Kosmos der Punkrockband Feine Sahne Fischfilet ab. Aber bei diesen sechs Jungs standen Musik und politischer Standpunkt einander nie im Weg. Längst schon erreichen die Mecklenburger damit eine Menge Leute, stehen auf großen Festivalbühnen oder sind Gast in der Tagesschau. „Wir haben nicht den Anspruch, irgendwelche Leute zu bekehren, sind keine Missionare aber denken schon, dass Leute, die zu unseren Konzerten kommen oder unsere Songs hören, aus beiden etwas mitnehmen können. Da kommen ganz unterschiedliche Menschen, die auch nicht die eine politische Meinung teilen. Wenn die dann vielleicht den einen oder anderen neuen Gedanken mit nach Hause nehmen, dann ist das doch toll.“, so Trompeter Jacobus North. Für ihr Engagement gegen Rechts sind sie hinlänglich bekannt. Dass ihre große Klappe polarisiert, ist für die Band um den charismatischen Sänger Jan „Monchi“ Gorkow keine Überraschung. Das Echo aus der braunen Szene wohl eher leider auch nicht, Veranstalter haben Sprengsätze in Briefkästen, auf den Bandproberaum wurde ein Buttersäureanschlag verübt, Fenster wurden eingeworfen oder in der Motorhaube steckt eine Axt. Einschüchtern lassen wollen sich die Jungs dennoch nicht, stattdessen möchten sie lieber den Leuten Kraft geben, vielleicht auch besonders auf den Dörfern oder in Orten, wo eine Meinung zu haben nicht so leicht ist. Deshalb hat die Band ihre Record-Release-Party auch auf dem Dorf und eben nicht in einer großen Stadt gefeiert. Sie wollen dort etwas reißen wo sie leben. Sie lassen sich nicht verbiegen. Dafür haben Feine Sahne Fischfilet viel Zuspruch erhalten, auch vor den Bühnen, die mittlerweile schon mal recht groß ausfallen. Das überrascht die Herren noch immer. „Ich kann immer noch nicht singen und spiele jetzt bei Rock am Ring. Uns fahren Leute hinterher, das zu glauben fällt uns schwer.“ Mit der vermeintlichen Ambivalenz hat die Band überhaupt kein Problem. Angst vor Erfolg haben sie nicht. Manche schustern der Band eine Leuchtturmwirkung zu. Diese Jacke zieht sich die Band aber nicht an. Eigentlich machen sie ja gar nicht so viel anders als noch vor acht Jahren. Mit ganz viel Herz sind sie immer noch bei der Sache. Gerade ist das fünfte Album der Band erschienen. Es heißt „Sturm und Dreck“ und wird just ausgiebig und deutschlandweit vor oft ausverkauften Häusern gefeiert. Den Punkrock erfinden sie sicherlich nicht neu. Die Schublade ist ihnen im Übrigen auch gar nicht wichtig, „Punk ist mir total latte, Schubladen sind mir egal. Wir versuchen, uns nicht in Blasen aufzuhalten“. Dennoch oder gerade deswegen ist das neue Album ein sehr druckvoller und toll produzierter Beweis dafür, dass Punkrock mit Bläsern und Offbeats noch immer ganz wunderbar funktioniert, im kleinen Club genauso wie auch auf den großen Bühnen. Zusätzliche Aufmerksamkeit wird der Band in Kürze ganz sicherlich auch dadurch bekommen, dass im Frühjahr der Dokumentarfilm „Wildes Herz“ in die Kinos kommt. Der Film von Schauspieler Charly Hübner und Sebastian Schultz, der Monchis Geschichte erzählt, hat mal so ganz nebenbei auf dem letzten Leipziger Dokumentarfilmfestival die meisten Preise eingeheimst. Eine ziemlich beeindruckende Geschichte für eine Band, die von sich behauptet, aktuell einen Traum zu leben, den sie vorher gar nicht hatte. „Alles auf Rausch, wann hört dieser Wahnsinn auf.“