© Hanusch
Liest Texte von Mendelssohn, Varnhagen und Börne: Roman Knižka
Herr Knižka, bekannt sind Sie vor allem als Film- und Theaterschauspieler, zugleich arbeiten Sie mit dem Bläserquintett OPUS 45 zusammen und sind aktuell mit dem Programm „Ich hatte einst ein schönes Vaterland …“ zu jüdischem Leben und jüdischer Kultur unterwegs. Was hat Sie an diesem Thema gereizt?
Angefangen haben die Musiker und ich zunächst ganz anders, nämlich mit Programmen für Kinder. Gemeinsam gingen wir dann aber sehr schnell andere, neue Wege. Inspiriert von Paul Celans Gedicht „Todesfuge“ haben wir vor einiger Zeit einen literarischen Kammermusikabend zum NS-Widerstand erarbeitet, der zeigt, wie Juden nach und nach zum Feindbild wurden. Das Thema lässt mich seitdem nicht los, ich will davon erzählen …
Lassen sich Menschen durch solche Verbindung von Musik und Texten besonders ansprechen?
Ja, absolut! Wir laden die Menschen ein, sich bei uns reinzusetzen, die Augen zu schließen, gute und intensive Musik zu erleben, Literatur, deutsche und jüdische Geschichte.
Bei der Konzertlesung in Magdeburg wird auch die Auschwitz-Überlebende Batsheva Dagan mitwirken. Was bedeutet Ihnen die Zusammenarbeit mit einer 96-jährigen Zeitzeugin?
Es ist eine unglaubliche Ehre für uns! Es wird zu Beginn ein Gespräch mit Batsheva Dagan geben, im Programm selbst wird sie über ihre Zeit in Auschwitz berichten.
Gibt es einen Text in Ihrem Programm, der Sie besonders bewegt?
Eine Zeile aus einem Gedicht von Mascha Kaléko: „O Röslein auf der Heide, dich brach die Kraftdurchfreude“. Beide Zeilen bringen etwas zusammen – ein altes Volkslied und einen nationalsozialistischen Slogan. Das berührt mich sehr.
Der Bundesverband der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus hat zuletzt einen Anstieg antisemitischer Vorfälle verzeichnet. Beunruhigt Sie das?
Ich bin überzeugt, dass es nie aufgehört hat in Ost und West. Wir müssen weiter daran arbeiten, tolerant und respektvoll miteinander umzugehen. Tag für Tag.
Was können Kultur und politische Bildung hier bewirken?
Das UND in ihrer Frage gefällt mir gut. Nur mit Kultur und ausschließlich mit Mitteln der politischen Bildung erreichen wir sicher nicht so viel, wie mit vereinten Kräften. Die Kultur ermöglicht Perspektivwechsel und berührt die Menschen unmittelbar und emotional. Die politische Bildung gibt sachliche Information und setzt den Rahmen, wofür wir sehr dankbar sind: „Urteil braucht Sachkunde“ – klingt vielleicht etwas schulmeisterlich, ist aber enorm wichtig. Gerade in Zeiten von Fake News.
Über Roman Knižka
Er ist schon längst ein bekanntes Gesicht in der deutschen Fernsehlandschaft. Wenn er nicht gerade für Film- und Fernsehproduktionen wie „SOKO“ oder „Tatort“ vor der Kamera steht, spricht der gebürtige Bautzener Hörbücher ein und ist auf der Bühne aktiv.
Hier zur Veranstaltung „Ich hatte einst ein schönes Vaterland“ am 23. 5.