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Silly
Uwe Hassbecker, Jäcki Reznicek und Ritchie Barton spielen im AMO vom Album „Hurensöhne
„Analog“ heißt die Silly-Tournee, die nun auch in Magdeburg Station macht – eine phonetisch doppeldeutbare Wortschöpfung, die auf den Wahrheitsgehalt der öffentlichen Worte von Anna Loos in Bezug auf ihre Bandpause im Frühjahr anspielt. Die Silly-Frontfrau hatte damals suggeriert, es würde nur so eine Art kreative Pause geben und man könne sich sofort wieder zusammenfinden, wenn man wolle. Außerdem ließ sie durchblicken, dass sie und die Herren Silly-Kollegen offenbar unterschiedliche künstlerische Vorstellungen besessen hätten und sie vorzug, stetig nach neuen künstlerischen Zielen zu streben. Was den Vorwurf implizierte, dass da wohl jemand in alten musikalischen Vorstellungen verharren würde.
2006 war die Schauspielerin Anna Loos anstelle von Tamara Danz in die Rolle der Silly-Frontfrau geschlüpft. Nach zwei sehr erfolgreichen Alben mit Texten des alten Silly-Texters Werner Karma hatte sie bald auch eigene Texte eingebracht, zu Lasten von Karma. Das letzte Silly-Album „Kopf an Kopf“ (2016) bestand komplett aus ihren Texten. Nach dieser Platte muss es offenbar Unstimmigkeiten über die weiteren Bandprojekte, zum Beispiel ein neues Studioalbum, gegeben haben. Parallel hatte Anna Loos Songtexte, die ihr eigenes Leben reflektieren, zu Papier gebracht. An eine Veröffentlichung als Soloalbum habe sie zwar nicht gedacht, aber im März erschien dann plötzlich doch ihr Solodebüt „Werkzeugkasten“. Trotzdem war offiziell keine Rede von einem endgültigen Beziehungsende. Auch die Silly-Musiker Uwe Hassbecker und Ritchie Barton sprachen nur von einer Beziehungspause, zu der es im Zuge eines Prozesses gekommen sei. Wie lange die Pause dauern würde, könne man nicht sagen.
Nun haben sie es doch gesagt. „Mit Anna gibt es keine Zukunft. Wir gehen zusammen in keinen Probenraum mehr. Und da spreche ich für die ganze Band.“ So ließ sich Ritchie Barton in der Berliner Zeitung zitieren. „Sie stellt uns hin wie die alten Säcke, die nicht aus dem Knick kommen. Schon unverschämt.“ Anfangs habe man sich zurückgehalten, um eine Schlammschlacht in den Medien zu vermeiden. Jetzt wird augenscheinlich Klartext gesprochen. Und eben ohne Anna Loos weiter Musik gemacht. Nachdem Teil eins der „Anna- Loos-ohne-Silly“-Geschichte vorbei ist, ist nun Teil zwei angesagt: Silly ohne Anna Loos. Die Band führt an jedem Tourort ein anders Album der Bandgeschichte auf – in Magdeburg „Hurensöhne“ von 1993 – und das mit gleich zwei Gastsängerinnen: Julia Neigel und AnnaR (früher Rosenstolz).