© Dennis Dirksen
Enno Bunger
Der Hamburger ist für seine feingeistigen Texte bekannt
Enno Bungers viertes Album bietet den Soundtrack für ein besseres Leben. Eines, in dem man lieber gute Erinnerungen sammelt als Messenger-Verläufe. Eines, in dem man den Augenblick wahrnimmt und schätzt. „Wir wollen nichts mehr werden/wir wollen nur noch sein.“ Dieses Album war für Bunger Therapie. Der 32-Jährige musste einschneidende Erlebnisse verkraften, die Freundin seines Kumpels und Schlagzeugers erkrankte an Krebs und kurze Zeit später wird bei seiner eigenen Freundin eine andere Form von Krebs diagnostiziert. „Die größte Scheiße, durch die man gehen muss, kann der beste Dünger für berührende Kunst sein“, erklärt Bunger seine Herangehensweise beim Album. „Was berührt, das bleibt“ - der Albumtitel ist auch zugleich eine Zeile aus dem Song „Konfetti“ über die später verstorbene Freundin seines Schlagzeugers - „Du musstest früher gehen, aber was berührt, das bleibt.“ In der Tat, diese Zeilen berühren, gehen einfach unter die Haut. Hinterlassen einen fetten Kloß im Hals; vor allem, wenn man die Hintergründe kennt und Bunger spricht in Interviews wie mit dem Stern offen darüber. „Meine Freundin Sarah Muldoon ist ja selbst auch eine sehr kreative Songwriterin, ich habe viele Texte mit ihr zusammen geschrieben. Jedes Mal, wenn ich darüber rede, geht es mir besser, weil sich die Wunde etwas weiter schließt.“ Seine Freundin hatte Glück, konnte geheilt werden. Dennoch findet man sich als Zuhörer auch selbst in den Songs wieder, denkt über das Leben nach, über eigene Erfahrungen mit dem Tod. Aber das Album macht auch Mut. Produziert mit Tobias Siebert, Roland Meyer de Voltaire sowie im Alleingang (zwei Songs), findet die Hingabe an das geschenkte Leben Ausdruck in der Sorgfalt der Arrangements und der Tiefe der Emotionen, aber auch in der Verspieltheit der Sprache selbst. Mutig öffnen sich Bunger und seine Musiker modernen stilistischen Formen. „Bucketlist“, „Wolken aus Beton“, „One-Life-Stand“ und das sechsminütige „Ponyhof“ erzählen in der Form des Sprechgesangs ausschweifend emotionale Geschichten. Denn „Ponyhof“ war eine echte Trauzeugenrede. Den intimen Songs und Bunger, der schon im Alter von 13 Jahren als Barpianist in Ostfrieslands Kneipen spielte, kann man nur tiefen Respekt zollen. Chapeau! Auf das Leben!
© Engelhardt
Kulturzentrum Moritzhof
Moritzplatz 1, 39124 Magdeburg
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