© Stefan Braunbarth
Der 24-jährige Faber gilt als großer Texter
Faber schert sich nicht um die Meinung anderer
Der Züricher Songschreiber Faber singt „ficken“ und „blasen“, er nennt einen Song „Brüstebeinearschgesicht“ und lässt den Protagonisten „im Stehen pissen“. Ganz klar: Faber ist keiner für Leute, die bei Faber an Sekt denken und Max Frisch nie gelesen haben. Faber ist die interessanteste Songschreibermusik, die seit Langem auf Deutsch getextet wurde.
Angefangen mit Italo-Schlager
Der 24-Jährige Julian Pollina hat italienische Wurzeln und beginnt auch als Musiker mit Italo-Schlagern á la Adriano Celentano oder Eros Ramazotti durch die Restaurants zu ziehen. Doch er will mehr, schreibt seit er 15 ist an eigenen Songs und hat keinen Plan B. Er supportet Sophie Hunger und AnnenMayKantereit, kämpft sich mit seiner Band durch. Künstlerische Autonomie bedeutet ihm alles. Schließlich folgt der große Deal mit Universal. Kein Widerspruch für ihn, findet er doch mit Tim Tautorat, der bereits Grönemeyer produzierte, einen Menschen auf Augenhöhe.
Debüt-Album: politisch und charmant zugleich
Das Debüt „Sei ein Faber im Wind“ ist das bemerkenswerte Resultat ihrer Zusammenarbeit. Es klingt nach Sven Regener, Jacques Brel oder Tom Waits. Ein Mix aus französischen Chansons, italienischen Schlagern und Balkanrhythmen, Blues und Folk. Es verhandelt eingängige Melodien mit stampfenden Beats. Wir hören Posaunen, Gitarren, Geigen und ein Klavier, und vor allem hören wir diese Stimme. Faber singt seine Lieder mit maximaler Hingabe. „Bleib dir nicht treu, sei niemals du selbst“ singt er frech. Faber ist gerade einmal 23, klingt und schreibt aber wie ein 50-Jähriger. Immer geht es dem Schweizer auch um Gesellschaftskritik, um politische Themen. Ernsthaftes charmant wiederzugeben: „Wem du’s heute kannst besorgen“ erzählt von einem Missbrauch. Es hätte ein romantisches Liebeslied werden können, aber sowas interessiert Faber nicht. Was ihn interessiert: auf sehr doppelbödige, mal subtile, mal extrem brutale Weise Heuchelei und Heile-Welt-Quatsch zu demaskieren. Dabei gibt er nicht den altklugen Prediger, weiß nichts besser. Gerade weil ihm Dinge, über die er singt, so wichtig sind, verrät er seine Themen nicht an Kitsch und Gefühle im Überfluss, wie das in diesen Tagen so viele tun, die Wahrhaftigkeit für sich reklamieren, aber doch nur hohle Schlagerstanzen abspulen.
© Andreas Lander
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