© Archiv Stieger
Stadthalle
Die Form folgt der Funktion
Unsere Stadthalle ist ein herausragendes Architekturzeugnis des Neuen Bauens in den 1920er Jahren. Nach Plänen von Johannes Göderitz und Wilhelm Deffke wurde sie 1927 in nur fünf Monaten erbaut. Das war nur mit einer radikal neu gedachten Bauweise möglich. Auf einer Pfahlgründung im wenig tragfähigen Boden der Elbinsel entstand ein Untergeschoss aus Eisenbeton, darüber schließt sich ein Stahlskelettbau an, der mit braunvioletten Eisenschmelzklinkern verkleidet ist. Göderitz gliederte die kubistische Fassade mit markanten vertikalen Fensterfronten und Lichtbändern, ganz nach dem Prinzip „Die Form folgt der Funktion“. Ein Grundsatz, dem auch die Bauhaus-Idee folgte – unter „Verzicht auf jegliches Ornament“.
Sanierungsfall Stadthalle
Vor allem diese Fassade der im Krieg ausgebrannten Stadthalle soll 2020 im Zuge einer Generalsanierung wieder in den Originalzustand versetzt werden. In Erwartung der Bauarbeiten steht die Halle seit diesem Jahr leer.
Kunstfest der Moderne
Für ein viertägiges langes Wochenende wird die „alte“ Stadthalle nun aus diesem Dornröschenschlaf erweckt. Der für seine an ungewöhlichen Orten inszenierte Kulturevents bekannte KulturAnker e.V. veranstaltet im Bauhaus-Jahr hier sein „Kunstfest der Moderne“. Vom 12. bis 15. September bespielen verschiedenste Künstler, Musiker, Literaten und Sportler die drei Etagen und über 25.000 Quadratmeter der Halle. Das verlängerte Wochenende bietet den Besuchern Veranstaltungen aus Theater, Literatur, Musik und Performance.
Fettes Musikprogramm
Allein zehn Bands, darunter AnSpielung, Hanna Meyerholz, Blues Fingers und Brain Funk werden an diesem Wochenende in die Saiten greifen, 15 DJs aber auch Impro- sowie Tanztheater und Literaturlesungen sprechen alle Generationen an. Neben künstlerischen Aufführungen lädt das Festival, ganz im Sinne der Bauhausphilosophie, zusätzlich zur Teilnahme an 5 Workshops ein.
Rückkehr zur Einfachheit
Mit dem diesjährigen Bauhaus-Thema möchte der KulturAnker zur Einfachheit zurückkehren und seinen Besucher den Bauhausalgorithmus näherbringen. Die heutigen Maßstäbe liegen hoch, Perfektion ist gefragt, das strengt nicht nur psychisch, sondern auch physisch an. Die Menschheit strebt nach Dingen, die kaum zu erreichen sind, die vielleicht auch gar nicht glücklich machen. Dabei gilt jedoch noch immer der Bauhaus-Grundsatz: „Was funktioniert ist schön“ von Walter Gropius.
Zur Veranstaltung: "Kunstfest der Moderne" am 13. und 14. September in der Stadthalle
©Rathmann