© Murat Aslan
Sido
„Alles ist die Sekte und der Rest war Latte“, rappt Sido auf seinem neuesten Album „VI“ und blickt so zurück auf seine Anfangsjahre. In den 90ern lernte der Berliner bei einer Jam B-Tight kennen. Aus der anfänglichen Antipathie entwickelten sich erste Projekte und das vom heutigen Journalisten Marcus Staiger gegründete Label Royal Bunker wurde auf das Duo aufmerksam. Aus Royal TS wurde „Alles ist die Sekte, kurz A.i.d.S.“ und Aggro Berlin formierte sich. Skandal-Tracks wie „Der Arschficksong“ liefen auf Kassette in den Walkmans der Schulhöfe rauf und runter. Zahlreiche indizierte Tracks und Platten später ist Sido weniger Gangster-Rap und mehr Mainstream geworden. „Au revoir“ mit Mark Forster heimste sogar Platin-Status ein. Sein sechstes Soloalbum trägt den passenden Namen „VI“. Darauf rappt Sido im Song „Zu Straße" über die Zwischenstellung, die er in der Gesellschaft einnimmt: „Zu nett für das Ghetto; und zu Ghetto für die Spießer“. Den Block im Märkischen Viertel hat der Berliner gegen das Familienleben im Vorort eingetauscht, in dem er und seine Familie, die bald um ein weiteres Mitglied reicher sein wird, nicht von jedem mit offenen Armen empfangen werden. „Wir haben auch Briefe im Briefkasten, wo drin steht: Ihr Zigeunerpack, zieht mal wieder zurück in euer Viertel“, verriet er im Interview mit Staiger. Doch das ist nur eine von vielen Geschichten, die Sido auf dem Album erzählt. Es geht um seinen Aufstieg als Vorzeigestar der deutschen HipHop-Szene. Bildhaft verdeutlicht er, dass in dem Track „Löwenzahn“, bei dem er sich mit Rapper Olexesh eine markante Stimme als Unterstützung geholt hat. Zum Leid der Rap-Verfechter und zur Freude des Mainstream-Publikums featured Sido Adel Tawil und Andreas Bourani – Songs mit Radiohitpotenzial. Passend zu den Retrospektiven auf „VI“ nimmt er Homie B-Tight mit auf Tour. Als Support-Act wird zudem Motrip auf der Bühne stehen.
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