© Conrad Engelhardt
Guido Nienhaus
Herr Nienhaus, wie hat alles angefangen? Zunächst mal: das war ja nicht meine Idee. Als Guido Völpel und Jörg Alsleben Anfang 2015 mit dem Vorschlag eines Weihnachtssingens zu mir kamen und, ausgehend von dem Umstand, dass wir als Namenssponsor der MDCC-Arena vertraglich eine Freiveranstaltung pro Jahr haben, habe ich damals aus dem Stand gesagt ‚das machen wir‘. Ab dem Zeitpunkt wurde es konkret.
Hatten Sie gleiche Vorstellungen? Die beiden haben die Veranstaltung vielleicht mehr aus Sicht von Fußballfans gedacht, so wie es Union Berlin ja seit längerem auf die Beine stellt. Mit Blick auf die Aachener Veranstaltung war mir schnell klar, wir müssen die christliche Kirche, die Christen, die Chöre der Region einbinden, wenn man Weihnachten in seiner ursprünglichen Bedeutung als wichtigstes Fest der Christenheit nimmt.
2015 war auch 50. Gründungsjahr des 1. FC Magdeburg.
Ja, dieses für die Fans bedeutsame Jubiläum stand ebenfalls im Dezember 2015 an. Es gab in der Fanszene ja auch Distanz zu unserer Idee und entsprechende eigene Pläne für einen von der Fanszene getragenen Event. Die Veranstaltungen lagen konzeptionell zu weit auseinander, und weil am Ende eher das Risiko bestand, dass zu unserer Veranstaltung mehr Besucher kommen würden, haben wir es aus gewissem Respekt heraus für 2015 abgeblasen.
Premiere dann 2016. Mit einem mulmigen Gefühl? Ich war mir im Vorfeld schon sicher, dass die Magdeburger kommen würden, auf der anderen Seite weiß man als Veranstalter nie. Unsere Absprache war, wenn mehr als 3.000 Teilnehmer kommen, machen wir weiter. Nach dem Kalkül: dann bringt jeder im nächsten Jahr einen mit und so könnte es Stück für Stück wachsen, bis es irgendwann mal voll wird. So haben wir uns das gedacht. Am Tag selbst war ich angespannt. Als um 15.50 Uhr, zwei Stunden vor dem Beginn, schon die ersten Leute draußen standen, löste sich das langsam und am Ende waren 7.000 Menschen auf den Rängen.
© Jerome Gras
Weihnachtssingen
Schon als Zuschauer war man vom Gefühl an jenem Abend ergriffen, wie ging es Ihnen? Es war eine großartige Kulisse, dazu dieses Lichtermeer, dieses nur aus so einer großen Gemeinschaft erwachsende Gefühl. Das Konzept war aufgegangen und ich bin damals tatsächlich mehrere Tage lang gefühlt einen Meter über dem Boden geschwebt.
Nach 12.000 im letzten Jahr wird es diesmal wohl erstmals voll, so schnell haben es die Aachener, ihr Vorbild, nicht geschafft.
Dass es so schnell geht, darüber wundern wir uns selbst. Es war beeindruckend, wie schnell im September – mitten im Spätsommer – die ersten 15.000 Karten weg waren. Stand jetzt (22.11./d.R.) haben wir ja noch 187 Karten, 180 Stehplätze und 7 Sitzplätze, aber ich rechne damit, dass es voll wird. Im Vorfeld war ich im Organisationsteam übrigens der Einzige, der auf eine ausverkaufte Arena gesetzt hat. Es ist halt so, dass es optimistischere und pessimistischere Menschen gibt.
Können Sie uns den Erfolg erklären? Das Weihnachtssingen wird von drei wesentlichen Gruppen getragen: die Fußballfans, die praktizierenden Christen, die Chöre. Auf diesen drei Säulen baut alles auf und diese Kraft zieht andere Menschen mit.
Stichwort Chöre. Auch hier soll‘s Gedränge gegeben haben. Tatsächlich war die aktive Nachfrage bei den Chören in diesem Jahr sehr groß. Als Veranstalter fühlt man sich durch solche Entwicklung geehrt.
In jedem Block der Arena wird es also einen Chor geben und doch mussten wir einzelnen absagen. Mein persönliches Highlight ist aber, dass Bischof Gerhard Feige 2018 einen aktiven Part auf der Bühne einnehmen wird.
Ein Kritikpunkt war die sich in die Länge ziehende Veranstaltung. Ich sage mal: berechtigt. Auch da lernt man als Veranstalter. Klare Maßgabe für 2018 ist, dass es 90 Minuten dauert und nicht länger.
Mehr als voll geht es nicht. Ihr Blick in die Zukunft?
Es hat sich gezeigt, dass dieses gemeinsame Innehalten, das gemeinsame Singen etwas ist, was die Menschen gesucht haben, um sich auf das Weihnachtsfest einzustimmen. Insofern glaube ich, dass unsere Veranstaltung einen festen Platz im Kalender haben wird. Mit Blick darauf haben wir gerade einen Newsletter eingerichtet, bei dem man sich gerne eintragen kann, mit dem Freunde des Weihnachtssingens stets gut informiert sind.
© Vanessa Weiss